Großmutter war auch Nazi, sage ich. In eisiges Schweigen hinein. Mein grotesk wirkendes Dirndl will mich aus sich raus werfen, aber die Schürze ist mit einem Doppelknoten an mich gebunden. Nichts rührt sich. Nur meine Mitbewohnerin. Scheinbar seelenruhig beginnt sie, aus dem Marmelade-Brösel-Matsch auf dem Glastisch kleine Bällchen zu formen.
(…)
Und jetzt?, scheint mein Zimmer zu fragen, und jetzt? Es schlägt mein Übungsbuch Türkisch auf. Vokabeln, wie Stift, mit, danke, laufen, Fortbildung, Großmutter, meine, gute Nacht und pass auf dich auf, beherrsche ich, Präsens und einfache Vergangenheit. Schwierige Vergangenheit noch nicht. Und Zukunft.
Das Thema des Romans ist der Umgang der deutschen/österreichischen Enkelgeneration mit der Täter_innenschaft ihrer Großeltern. Jene (…), die in ihrem eigenen vorbildlichen Antifaschismus plötzlich von der Vergangenheit der Familie eingeholt werden, mit der sie irgendwie nicht gerechnet haben. (…) Ein absoluter Lesetipp.
Paula Bolyos, WeiberDiwan, Frühjahr/Sommer 2012
eine empfehlung von mir, keine frage
Eine rasante Erzählung zwischen Frankfurt und Wien, zwischen Leben und Tod, zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Erbe und Veränderung, zwischen Aufarbeitung und Entrüstung, zwischen heterosexueller Welt und queer-feministischen Abständen,(…)
Hui, auf amazon, 12. Juni 2012
Axsters Geschichte nimmt eine* mit auf die Reise im Zug, durchs Leben, zwischen Orten, nie langatmig, nie zum Weglegen, in einem Zug durchzulesen. Ernst und traurig, dennoch oftmals mit sprachspielerischem Augenzwinkern verbunden, wirkt die Erzählung in drei Teilen schwermütig und doch leichtfüßig zugleich, Sprachspiele wechseln sich mit Gedankenspielen rund um NS-Erbe und anti-queerte Welt ab, keine kohärente Erzählung, keine Platitüden, keine Inhaltsleere und dennoch eine für Viele mögliche Zugänglichkeit durchs eigene Menschlichsein.
Mein erstes Buch, das ich von Axster gelesen habe, mein zweites aus dem Zaglossus-Verlag; ich kann das Buch nur empfehlen und den Dorn-Lesenden eine gute Reise im Zuge des Lesens und Durch-Lebens wünschen‘